Progressive Retina Atrophie / Degeneration
Bei der progressiven Retina Atrophie (PRA) handelt es sich um eine Degeneration der Netzhaut die zu Erblindung führt. Bei Hunden ist diese Erkrankung schon seit langem bekannt und verschiedene Zeitpunkte des Auftretens sind beschrieben. Beim Hund sind bereits zahlreiche Vererbungsformen bei den verschiedenen Hunderassen, sowie diverse verantwortliche Gene identifiziert.
Mögliche Symptome einer beginnenden Blindheit sind:
- Nachtblindheit - die Katze sucht u.U. weniger gerne dunkle Räume auf, ist unsicher, springt oder spielt weniger bei Dunkelheit - Pupillen wirken weit
Symptome in späteren Stadien:
- grünes leuchten der Pupillen
- gegen Gegenstände laufen - Probleme sich in neuer Umgebung zurecht zu finden
- Katze kann Laserpointer beim Spiel nicht mehr folgen
Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass sich blinde Katzen in ihrer gewohnten Umgebung sehr gut zurechtfinden.
Bei der Katze wurde diese Erkrankung erstmals bei der Abessinier- und Somali Katze identifiziert. Es kommt zur Degeneration der Photorezeptoren (Stäbchen und / oder Zapfen). Bei Abessinier- und Somali Katze ist bereits ein Gen identifiziert, welches zur Degeneration der Stäbchen führt und bereits in frühem Alter, meist unter einem Jahr zur Erblindung führt. Bereits mit einem halben Jahr sind häufig Auffälligkeiten am Augenhintergrund durch einen Veterinärophthalmologen zu beobachten. Das entsprechende Gen kann bereits durch Laboklin per Gentest aus einer Blutprobe identifiziert werden. Bei diesen sogenannten Rdy-Katzen kommt es gleichzeitig häufig auch zu einer Degeneration der Zapfen. Ein entsprechender Untergang oder eine Fehlentwicklung der Photorezeptoren führt zu einer Erblindung.
Auch für die Perserkatze wird bereits seit einigen Jahren eine Form der Netzhautdegeneration beschrieben, betroffene Tiere zeigen bereits mit wenigen Wochen deutliche Verhaltensauffälligkeiten und sind großteils bereits mit erreichen der 12. Lebenswoche vollständig erblindet. Ein Gen ist derzeit noch nicht identifiziert.
Bengalkatzen können eine weitere Form der progressiven Retina Atrophie aufweisen. Es handelt sich hier um eine zeitig beginnende Degeneration der Photorezeptoren. Die meisten betroffenen Tiere sind bereits mit erreichen des 1. Lebensjahres vollständig erblindet. Der von Laboklin angebotene Gentest weist das CEP290 Gen der betroffenen Pdy Abessinierkatzen nach. Dieses Gen führt bei der Bengalkatze allerdings nicht zu der beschriebenen Symptomatik und ist damit sinnlos. Der von verschiedenen Laboren angebotene Gentest ist bei der Bengalkatze nichts aussagekräftig und damit nicht sinnvoll. Ein Versuch des genetischen Nachweises des verantwortlichen Genes bei der Bengal wurde intensiv angestrebt und scheint von Erfolg gekrönt zu sein. Die UC Davis bietet nun seit kurzem kommerziell einen Gentest auf die Bengal PRA (PRA-b). Dieses Gen wurde bei zahlreichen erblindeten Bengalkatzen nachgewiesen, wie akurat der Test tatsächlich ist, wird sich erst noch zeigen.
Bei dem PRA-b Gen handelt es sich um ein rezessiv vererbtes Merkmal, entsprechend müssen Tiere diese Gen reinerbig tragen (PRA-b/PRA-b) um auch an der progressiven Retinaatrophie zu erkranken. Trägertiere (N/PRA-b) oder freie (N/N) Tiere haben einen normalen Visus.
Im Gegensatz dazu kann auch ein Taurinmangel zur Netzhautdegeneration führen, dies ist mit der Fütterung kommerzieller Futtermittel jedoch relativ selten. Allerdings kann auch die Verabreichung von Enrofloxacin (ein Antibiotikum - Handelname beispielsweise Baytril, Enroflox, Xeden, Enrotab) in normaler Dosierung bei der Katze zur Netzhautdegeneration führen und sollte daher bei Katzen grundsätzlich keine Anwendung finden, sofern andere Antibiotika noch wirksam sind.
Um eine progressive Retina Atrophie mit Sicherheit ausschließen zu können wird zusätzlich zum neuen PRA-b Gentest eine Untersuchung durch einen Veterinärophthalmologen empfohlen. Dieser kann typische Veränderungen am Augenhintergrund sehen. Um jegliche Zweifel über die Sehfähigkeit ausschließen zu können, kann auch ein ERG angefertigt werden. Eine Untersuchung ist erst sinnvoll nach Erreichen des ersten Lebensjahres. Gleichzeitig können auch andere genetische Augenerkrankungen ausgeschlossen werden, für die es bisher keinen Gentest gibt, wie z.B. Katarakte und persistierende Pupillarmembranen (PPM).
persistierende Pupillarmembranen (PPM)
Bei persistierenden Pupillarmembranen (PPM) handelt es sich um Überbleibsel embryonaler Gefäße, die zur Versorgung der Linse dienten. Diese Stränge können von Iris zu Iris, Iris zu Hornhaut und Iris zu Linse verlaufen. Im Falle der Iris zu Hornhaut-Form kommt es im Bereich der Anhaftung an der Hornhautinnenseite (dem Endothel) zu einer weißlichen Eintrübung. Im Falle der Iris zu Linse -Form kommt es durch die Anhaftung an der vorderen Linsenkapsel in diesem Bereich zu einer kapsulären Katarakt (Eintrübung der vorderen Linsenkapsel). Die angeborene Rückbildungsstörung bleibt unverändert. Je nachdem wie stark die Trübung im Bereich der Hornhaut oder Linse ist, kommt es zu mehr oder weniger starken Seheinschränkung. Eine Therapie ist in der Regel nicht notwendig.
Grundsätzlich sind deutlich häufiger Hunde als Katzen betroffen, allerdings scheinen PPMs bei Bengalen gehäuft aufzutreten. Eine Ursache hierfür ist bisher nicht bekannt.
Betroffene Tiere sollten natürlich von der Zucht ausgeschlossen werden. Klarheiten bringt in Besuch beim Veterinärophthalmologen vor Zuchteinsatz.
( Autor Bethari Bengalen )